Donnerstag, 3. Mai 2012

Goodbye Vivienne!

Vivienne's Reise ist zu Ende gegangen; zumindest ihre digitale. Ich hoffe ihre Abenteuer haben Euch gut unterhalten. Einen Rückblick auf die Highlights gibt es auf Storify, einen Blick hinter die Kulissen hier und mein Fazit zum gesamten Projekt im Kulturmanagement Blog.
Merci!

Donnerstag, 19. April 2012

Premiere

Die Sonne war untergegangen, und die verschiedensten Vögel liessen ihren Lockruf erschallen. Dann und wann ertönte das seltsame Krächzen und Geschnatter der Hornraben, dessen synkopischer Rhythmus fast musikalisch ist. Die Buschkrähen riefen sich untereinander, und ganz in der Nähe gurrten zwei Turtel- tauben. Aus der Ferne tönte das chromatische Decrescendo eines Buschkuckucks, und das ganze Konzert war begleitet von dem monotonen metallischen «Tink- Tonk» des Kupferschmieds, das klingt, als ob zwei Hämmer auf einen Amboss schlügen. Bald verwischte die fortschreitende Dunkelheit alles Gegenständliche, und wir konnten nur noch die hellen Stämme zweier Bäume vor uns schimmern sehen. Nun herrschte tiefes Schweigen. Auch wir verhielten uns regungslos und lauschten. Brovie hob die Büchse, doch es war schon zu dunkel, um Korn und Visier zu erkennen, und wir überlegten uns gerade, auf welchem Weg wir ins Lager zurückkehren sollten, als auf der andern Seite des Wassers etwas Weisses aus den Büschen ins Freie glitt. "Welches Tier besass eine weisse Brust? Ich suchte die Frage vergebens zu beantworten, als Brovie mir zuflüsterte: «Ein Elefant, sieh seine Stosszähne», und sich vorsichtig erhob. Ich bat: «Geh nicht zu nahe hin, es ist ja stockdunkel». Doch Brovie hatte seinen Entschluss gefasst: «Doch, ganz nahe, das ist die einzige Möglichkeit», und pürschte sich an das Ufer hinunter. Der Elefant, ein dunkler Schatten hinter den gebogenen Stosszähnen, die wie zwei Halbmonde leuchteten, kam lautlos zum Wasser hinunter und begann seinen Durst zu löschen. Dann drehte er plötzlich um, begann die Böschung wieder zu erklimmen und verharrte regungslos. Er, Brovie und ich und die ganze Welt ringsum waren in angestrengtem Lauschen erstarrt. Doch der Elefant kehrte wieder um und begab sich ganz in das Wasser hinein. Die Mondsichel, die hinter den Wolken erschien, zeigte, dass er gerade dahin gewandt stand, wo ich Brovie vermutete. Trotzdem ich auf den Schuss gefasst war und in seiner Erwartung in die Dunkelheit blinzelte, zerriss er die Stille mit erschreckender Heftigkeit. Zwei weitere Schüsse folgten in kurzen Zwischenräumen, das Mündungsfeuer blendete wie zwei Blitze, und dann stürzten Kongoni, Brahimo und ich zu Brovie hinüber. Er stand noch da, wo er gefeuert hatte, keine fünf Meter von der Stelle, wo der Elefant gewesen. Wir lauschten atemlos, hörten den Elefanten den Hang hinauf krachend durch die Büsche flüchten und dann einen dumpfen Ton, wie von einem Fall. Es folgte absolute Stille, bis zu unseren Füssen die Frösche zu quaken begannen, dann leise, und wie in weiter Entfernung ein Brechen von Zweigen. Nun konnten wir nicht länger warten, vorsichtig überquerten wir den Bach und tasteten uns durch die Büsche den Hang hinauf. Ich fühlte etwas Nasses auf meiner Hand, und als ich sie gegen das Mondlicht hielt, sah ich einen dunklen Fleck darauf. Alle Zweige, an die wir streiften, waren klebrig von Blut. Wir warteten, lauschten mit klopfenden Pulsen, dann schlichen wir wieder ein paar Schritte weiter und kamen schliesslich bis zu einem der hellen Baumstämme. Kongoni, der zuvorderst ging, hielt an und streckte seinen Arm aus: dort, im Schatten, leuchtete etwas Weisses. Wir näherten uns vorsichtig und konnten die Stosszähne des Elefanten erkennen und dann seine dunkle, massige Gestalt, gegen einen Baum gelehnt. Brahimo trat leise näher und warf einen Ast danach, aber diese Vorsicht war nicht mehr nötig; der Elefant war schon verendet. Nun war es endlich zur Strecke gebracht, das stolze Wild, das wir wachend und in unseren Träumen alle diese Wochen hindurch gejagt hatten. Ungläubig staunend standen wir vor ihm und zweifelten, ob wir nicht träumten. Doch er war greifbar vor uns, seine wie ein mächtiger Granitblock gewölbte Stirn, die riesigen, friedlich gegen die Schultern zurückgelegten Lauscher, und um seinen rauen, noch warmen Rüssel hing ein Duft, der an Brombeeren erinnerte. So verloren und zusammengeschrumpft lehnte er da, dass ich ihn hätte liebkosen mögen, und auch Brovie war von einer geheimen Reue erfüllt. Brovie besah ihn mit kritischen Augen und schätzte seine Zähne auf kaum 30 Pfund. Immerhin war es ein ausgewachsener Elefant, und wenn wir nur seine Haut retteten, so war dies alles, was wir uns wünschen konnten. Dazu durften wir aber keinen Augenblick verlieren. Unser Rufen wurde vom Lager aus sofort beantwortet, und einige Minuten später kamen alle Träger mit Seilen und Laternen herbei, und wir machten uns an die Arbeit.

Dienstag, 17. April 2012

Eine Welt für sich

in unserer kleinen, eigenen Welt
Unsere Leute hatten am Morgen eine Spur gefunden, und so kehrten wir zurück in den Wald. Der Ort, den wir als Lagerplatz wählten, war zunächst eine mit wildem Gestrüpp überwucherte Lichtung, doch unsere Leute säuberten den Platz mit soviel Geschick, dass sie bis zum Abend einen unserer hübschesten Lagerplätze daraus gemacht hatten. Man trat gebückt durch einen niedrigen, von Büschen überdachten Tunnel; richtete man sich auf, so stand man im Lager, das, eine kleine Welt für sich unter einem hohen Blätterdach, von einem mächtigen silbergrauen Baumstamm beherrscht war. Man konnte ein dutzend Mal auf dem Weg von Meru an der Biegung vorbeigehen, die um die Lichtung führt, und an dem Bach, der dort in einen Teich plätschert, ohne zu ahnen, dass dicht hinter der Blätterwand eine ganze Safari ihr Lager aufgeschlagen hatte. Das grüne Zelt war fast unsichtbar inmitten der Blätter, wir brannten nur kleine Feuer, verhielten uns so still wie Mäuse und blieben beinahe so gut versteckt wie die Elefanten selbst.

Sonntag, 15. April 2012

„Tembo“


Ausruhen im Schatten des Waldes
Gegen Mittag glaubte ich einmal bestimmt, einen Elefanten zu erkennen und holte den Feldstecher (Der Oberst hatte uns sein Glas geliehen), doch war es nur ein Klumpen abgestorbener Schlingpflanzen, der im Geäst eines Baumes hing. Brovie hatte das Glas noch darauf gerichtet, als ich weit draussen in der Ebene zwei dunkle Punkte bemerkte. War es möglich, dass dies Elefanten waren? Doch wenige Augenblicke später erkannte ich durch das Fernglas deutlich zwei der Dickhäuter, die sich dem Waldrand entlang bewegten; ab und zu leuchteten ihre weissen Stosszähne auf. In wenigen Sekunden waren wir unten und ergriffen die Büchse; auf das Zauberwort «Tembo» (Elefant) standen Kongoni, Brahimo und Maithia bereit, und wir rannten den Abhang hinunter. Auf unserm Eilmarsch durch das hohe Gras wurde ein starker Buschbock vor uns flüchtig, und nach zwanzig Minuten abwechselnden Laufens und Gehens krochen wir einen Hügel hinauf, von dessen Höhe wir die Elefanten beobachten konnten. Doch der erste Schluss fehlte, der zweite klemmte und als wir wieder bereit waren, war die Herde bereits verschwunden.

Samstag, 14. April 2012

Die Befreier kommen!

Eingeborenen Familie
Es waren furchtbar anstrengende Tage. Denn, wenn die Sonne sich feurigrot hinter den Morgennebeln erhob, waren wir schon unterwegs auf der Fährte, und wenn wir todmüde ins Lager zurückkehrten, war sie schon untergegangen. Wir erlaubten uns keine Rast während der Mittagshitze, und verdoppelten unsere Anstrengungen nach jeder erfolglosen Stunde. Rings um die beiden Hügel führte die noch frische Spur, und wir hielten sie, stundenlang einem Bachbett folgend. Die Fährte war enorm, sie mass fast 24 Zoll im Durchmesser, und wir waren überzeugt, dass es die Spur unseres Riesen-Elefanten sein musste. Wir stiessen auf seine frische, noch warme Losung, vielleicht kaum eine Stunde alt, und auf gebrochene Zweige, an deren Bruchstelle der Saft noch weiss und feucht war. Auch fanden wir Löcher im Sand, wo er mit seinen Stosszähnen nach Wasser gegraben hatte. Einmal führte die Spur aus dem Bachbett und die Böschung hinauf, und wir hofften schon, er habe sich nun entschlossen, einen Ruheplatz für den Tag zu suchen. Doch nachdem wir sie eine Stunde lang weiter verfolgt hatten, führte sie wiederum in das Bachbett zurück. Zweimal stiessen wir auf frische Spuren, mussten aber beidemal feststellen, dass sie von andern Elefanten herrührten. Das Betrüblichste aber war die Unfähigkeit der Leute, die Spur zu halten. Je undeutlicher sie wurde, desto mehr schwatzten sie untereinander; wir hörten geduldig ihre zahllosen Palaver an, die dann doch nur zu ziellosem Umherwandern führten. Maithia war hier in seiner Heimat, und jedesmal, wenn uns ein Eingeborener begegnete, gab es eine ausgiebige Begrüssung, die sich meist hinauszog, bis der Bekannte weit ausser normaler Hörweite zurückgeblieben war, denn wir konnten nicht ständig anhalten. Dabei erhielten wir einen Beweis für das erstaunliche Gehör der Eingeborenen: Maithia, der an der Spitze marschierte, sprach vor sich hin als rede er mit sich selber, ohne die Stimme zu erheben oder auch nur den Kopf zu wenden, und bald kam die Antwort, für unsere Ohren ein gerade noch hörbarer Laut, für ihn offenbar wohlverständlich. Es war deutlich zu sehen, er war hier eine bekannte und beliebte Persönlichkeit, und nun, da er den Weissen zur Abwehr gegen die Elefanten brachte, wurde er als Befreier begrüsst.

Montag, 9. April 2012

Ein Elefant

In Meru hören wir gleich am Morgen eine interessante Geschichte «Er ist zum mindesten ein 90-Pfünder. Die Eingeborenen behaupten, seine Zähne ziehen Furchen am Boden, weil sie so schwer sind, dass er sie nicht heben kann.» So lautete die Beschreibung eines Elefanten, von dem uns Mr. L. erzählte, als wir bei ihm beim Kaffee sassen. Es mutete uns ganz seltsam an, wieder ein Dach über uns zu haben ; die Bücherregale, die Bilder an den Wänden und die silbernen Bestecke auf dem weissen Tischtuch umgaben uns mit einer behaglichen Atmosphäre der Geborgenheit. Aber wenn es auch schön und gut war, eines Tages zu all diesen Dingen zurückzukehren, so fühlten wir doch eine geheime Freude darüber, dass dies nicht schon jetzt sein musste. Im Augenblick hatten wir nur Sinn für den Bericht über diesen riesigen Elefanten, und unser einziger Gedanke war, zu erfahren, wo und wie wir ihn finden konnten. Er war ein alter Einzelgänger und hatte sich, solange irgendein Eingeborener denken konnte, in einem kleinen Waldkomplex in der Nähe zweier Hügel aufgehalten. Für uns die ideale Gelegenheit, uns mit der Elefantenjagd vertraut zu machen…

Donnerstag, 5. April 2012

Mount Kenya

Es regnete viel, die feuchte Hitze machte das Jagen sehr beschwerlich, und die Häute trockneten schlecht. Wir erlebten gestern Nacht aber zwei Dinge, auf die wir seit Beginn unserer Reise gehofft hatten. Wir hörten einen Löwen brüllen. Es war ein erschütterndes Konzert und hallte so klar über die Ebene, dass, als es erstarb und noch einige knurrende Laute folgten, man fast glaubte, sein Atemholen zu hören. Er mochte wohl gegen 400 Meter von uns entfernt sein, und doch erfüllten die donnernden Laute die Nacht und machten die Luft erzittern, so mächtig war seine königliche Stimme. Und mit den Worten: «Da liegt der Mount Kenya!» weckte mich Brovie heute Morgen, und im Rahmen des Zelteinganges, weit über dem Ozean von goldenem Gras, erhob sich der riesige Berg, dessen schneebedeckter Gipfel im zitternden Licht des anbrechenden Morgens schimmerte. Bisher hatten wir immer nur die Vorberge und die Umrisse seines Fusses gesehen; darüber aber hing wie ein Vorhang eine Wolkendecke, die sich niemals gelüftet hatte. Schon unzählige Male hatten wir versucht, uns vorzustellen, was sie wohl verberge, hatten uns schwarze Abgründe und schimmernde Gletscher ausgemalt und uns gefragt, wie hoch über diese Wolken der Gipfel wohl reiche, und wie wohl Schneeberge unter dem Äquator sich ausnehmen würden. Doch nie konnte sich unsere Einbildungskraft mit dem unvergleichlichen Anblick messen, die der Kenya in Wirklichkeit bot. In den tauklaren, kristallenen Morgen ragten seine beiden Gipfel, über einem zarten Wolkengürtel, mit frischem Schnee bedeckt. Den ganzen Tag über marschierten wir in Sicht des Berges, hatten eine lange Pürsche auf Wasserböcke und schlugen bei Einbruch der Nacht unser Lager am Ufer eines Flüsschens auf, unser letztes Lager auf unserm Streifzug nach dem obern Tana. Am folgenden Morgen packten wir alle Häute zusammen, nachdem wir sie mit Naphthalin bestreut hatten, und nähten sie in grüne Willesden-Säcke, die, aus stärkstem Hanf gewoben und mit Arseniklösung getränkt, sogar das gefährlichste aller Ungeziefer, den Speckkäfer, fernhalten. Wenn alles beieinanderlag, die Büffelhaut, drei Löwen, der Leopard, ein Zebra, die Kuhantilope und das Impala, Schädel und Knochen mit Draht in Gras verpackt, so war es eine recht ansehnliche Sammlung für den Anfang. Doch war auch ihre Unvollständigkeit allzu offenbar: noch fehlten weibliche Stücke von Kuhantilope, Impala und Büffel —das Museum aber musste Paare haben. Dem konnte später abgeholfen werden, denn diesen Tierarten würden wir immer wieder begegnen. Dagegen war das fehlende Kenya-Oribi eine Lücke in unserer Sammlung, die wir nicht mehr ausfüllen konnten.

Sonntag, 1. April 2012

Unliebsame Entdeckungen

Nach dem Abendbrot griffen wir gestern wieder zur Büchse und gingen hinunter zum nächtlichen Ansitz am Bach, in der Hoffnung, dass der Löwe, dessen Spuren wir in der Nähe des Eselpferches bemerkt hatten, seinen Besuch wiederhole. Ein Ochsenfrosch quakte, Leuchtkäfer schwirrten über das Wasser, sonst herrschte grosse Stille und tiefe Dunkelheit. Dann machten wir die unliebsame Entdeckung, dass wir unsere Laternen nicht zum Brennen bringen konnten, was uns veranlasste, schleunigst die Böschung hinaufzuklettern, um in ziemlicher Eile zum Lager zurückzukehren, während wir hinter jedem Busch einen Löwen vermuteten. Die drückende Stille wurde durch ein Gewitter unterbrochen, und mitten in der Nacht stürzte unter Krachen und Knacken das Zelt über unsern Köpfen zusammen. Der Regen strömte hernieder. Obgleich wir das Zelt nicht wieder aufzurichten vermochten, konnten wir doch darunter schlafen. Wir hatten vergessen, die Zeltleinen zu lockern, und der Regen hatte sie so stark gespannt, dass sie den Zeltpfosten gekrümmt und schliesslich gebrochen hatten. Die Bruchstelle war so schräg, dass der Pfosten am Morgen bald provisorisch repariert war. Für heute war ein Marsch vorgesehen, aber zu der Verspätung, welche die Gewitterschäden verursacht hatten, kam noch Brovies Entdeckung, dass die Zebradecke begonnen hatte in Fäulnis überzugehen. Mvanguno, der für die Häute verantwortlich war, behauptete zwar, sie seien alle fertig zum Verpacken, doch da nun das Zebra verdorben war, sah Brovie auch die übrigen Häute nach und stellte fest, dass auch das Warzenschwein ruiniert war. Die Warzen waren nicht aufgeschlitzt worden, wie es sich gehörte, und wir mussten das Fell fortwerfen. Das war ein harter Schlag. Es war nicht nur schade um die vergebliche Mühe und die schönen Felle, es zeigte uns auch, dass Mvanguno keineswegs so zuverlässig war, wie es geschienen hatte. Man kann keinem Eingeborenen, und sei er noch so geschickt, einen verantwortlichen Posten anvertrauen. Es war ein Jammer, dass ich von der Arbeit nichts verstand und nicht selbst die Anzeichen der beginnenden Fäulnis zu erkennen vermocht hatte. Ich kann es wohl noch lernen, doch wenn Mvanguno mit all seiner Erfahrung sich als unbrauchbar erwies, wie viel weniger kann ich da helfen. Aber den ganzen Tag jagen, nachts auf dem Ansitz sein und daneben noch die Trophäen zu überwachen ist mehr, als ein einzelner leisten kann. Dennoch wurmt es mich, dass mein Anteil an der Expedition so bescheiden ist. Ich bin Verpflegungsoffizier und ausserdem noch —schlecht und recht, so gut es eben geht—Schiffsarzt und Photograph. Nicht einmal schiessen kann ich, und so unentbehrlich bin ich nicht, als dass ich nicht gerade so gut hätte daheimbleiben können.

Freitag, 30. März 2012

Schlangenbiss und Querschläger

Unsere Streifjagden brachten uns an den Thiba zurück. Während wir dem Fluss entlang zogen, machte uns Ngondu auf eine dunkle Masse am andern Ufer aufmerksam, die wie ein im Gras liegender Felsen aussah. Bald erkannten wir, dass es ein Flusspferd war. Es richtete sich auf seinen kurzen Vorderläufen auf und sah nun mit seinen gegen uns gerichteten winzigen Lauschern genau wie ein überfetter gutmütiger Hund aus. Plötzlich bemerkte es uns, stürzte gegen den Fluss und tauchte unter. Noch beobachteten wir den Wasserspiegel, als Mutua einen Schrei ausstiess und rief, er sei von einer Schlange gebissen worden. Zufälligerweise hatte ich gerade die Taschen-Apotheke bei mir, als sie einmal nötig war. Brovie machte einen Einschnitt über der gebissenen Zehe, den wir mit den Kristallen füllten. Die Schlange selbst war von niemandem gesehen worden; es war aber wohl eine Giftschlange gewesen, denn das ganze Bein schwoll auf den doppelten Umfang an, und es dauerte viele Tage, bis Mutua es wieder gebrauchen konnte. Das waren überhaupt Tage voller Missgeschick: Kongoni glitt auf einem Felsen aus und schlug einen Splitter aus Brovies Büchsenschaft, Brownie stürzte in ein verborgenes Erdferkelloch, und als wir auf einen Flug Perlhühner gestossen waren und einige derselben erlegten, trafen mich zwei Schrotkugeln, die von einem Baum abprallten, in den Hals. Ich konnte mir gar nicht denken, was geschehen war, denn ich hatte nur ein Gefühl, als ob mich zwei Golfbälle sehr stark getroffen hätten. Dann, als ich Brahi ziemlich erschrockenes Gesicht sah, fühlte ich mit der Hand nach und bemerkte, dass mein Hals mit Blut bedeckt war. Es schien mir unfasslich, dass zwei abgetriebene Schrotkugeln noch solche Durchschlagskraft besassen, oder dass ein Perlhuhn einen Treffer überleben konnte, selbst wenn es nicht an einer tödlichen Stelle getroffen wurde.
Fluss Thiba

Dienstag, 27. März 2012

Vorboten

Gestern: Wir mühten uns gerade mit den Maultieren ab - ein Sattelgurt war zu kurz - als der Pferdeboy kam. Er war ein ungehobelter Bengel mit einer Armbanduhr, aber er schien seine Arbeit zu verstehen — man musste nur sehen, wie er mit dem Sattel umging. Er kam rasch vorwärts mit seiner Arbeit, bald würden wir unsern ersten Galopp durch die Steppe machen. Plötzlich aber hielt er inne; etwas schien nicht zu klappen. Er drehte sich um und gab uns seine erstaunliche Entdeckung kund: der Gurt sei zu kurz. Brovie liess ihn nachher zu sich kommen, um ihn zu fragen, warum er sich nicht gleich bei seiner Ankunft gemeldet habe und warum er ihn nicht mit «Bwana» (Herr) anrede; er lachte ihm nur ins Gesicht, worauf Brovie ihm eine gesunde Ohrfeige gab, die sein Benehmen von da ab sehr vorteilhaft veränderte. Brovie hatte in der Frühe kein Glück gehabt; er hatte zwei Büffelbullen schwer krankgeschossen, doch konnten sie beide noch in den unwegsamen Sumpf hinein flüchtig werden. Darin lag gerade die Schwierigkeit dieser Jagd; Büffel waren in grosser Zahl vorhanden, doch wenn es nicht gelang, sie auf dem schmalen Streifen Grasland, den sie zur Äsung aufsuchten, zur Strecke zu bringen, dann waren sie für den Jäger verloren. In der darauffolgenden Nacht erlegte Brovie eine Hyäne und hätte sie auch bergen können, wenn nicht ihr Genosse, während sie noch am Verenden war, begonnen hätte, sie zu verzehren. Es entspann sich ein wütender Kampf, Brovie hörte ihr Scharren und Fauchen in der Dunkelheit. Darauf gelang es dem verendenden Tier, in ein Erdferkelloch hinab zu rutschen, so dass weder Brovie noch ihr Gefährte sie wieder zu Gesicht bekamen. Kongoni schüttelte missbilligend den Kopf; eine Hyäne zu schiessen bringe Unglück, und Brovie würde nun nie wieder einen Löwen erlegen. So lächerlich dieser Aberglaube war, so stand doch das ganze Lager unter dem Eindruck dieses Zwischenfalls. Wir wären selbst davon angesteckt worden, wenn es uns nicht angespornt hätte, den Aberglauben so rasch wie möglich zu widerlegen.

Brovie im Sumpf

Ein Ruhetag

In den letzten Tagen gelangen mir einige Aufnahmen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Unser Ruhetag vor zwei Tagen gab mir die nötige Zeit, alles in Ordnung zu bringen. Um dem Wunsch der Premierenklasse zu entsprechen, seht Ihr hier einige Aufnahmen aus unserem Lager. Auf dem oberen Bild lässt sich gut erkennen, wie wir unsere erbeuteten Felle trocknen. Weitere Bilder folgen!






















Und hier der Fluss Thiba, an dem wir in Ruhe angelten und uns erholten:

Donnerstag, 22. März 2012

Mein erster Schuss

Dort ganz rechts aussen steht "mein" Hartebeest.
Als wir heute auf ein Rudel von Kuhantilopen trafen, schlug Brovie vor, ich solle meine Weidmannskunst an ihnen versuchen. Ich hatte vorher schon einige Male auf eine Scheibe geschossen und brannte nun darauf, meine Geschicklichkeit an lebendem Wild zu erproben. Es war eine lange und heisse Pürsche; ich zitterte vor Aufregung und sagte mir immer wieder die Regel vor, dass man beim Schiessen das Blatt und nur das Blatt ins Auge fassen und eine ruhige Hand behalten müsse. Kongoni, unser Gewehrläufer, schien ziemlich gelangweilt über das ganze Experiment und darüber, dass er in der heissen Nachmittagssonne einen Hügel hinaufkriechen musste, nur um zu sehen, wie ich ein altes Hartebeest fällte. Ich spürte förmlich, wie er zehn gegen eins wettete, dass ich fehlen würde —, und —ich fehlte!
Jetzt sitze ich im Lager und bin immer noch deprimiert. Was kann ich den zu dieser Expedition beitragen, wenn ich nicht einmal eine alte Alcelaphus buselaphus treffe?
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Büffel

Nach den zwei Löwen hatten wir gestern wieder Glück. Wir spürten eine Büffelherde auf und Brovie erlegte auf 100 Meter Distanz mit seiner kleinen 318 Westley Richards einen kapitalen Bullen. Wenn man einen Büffel zum ersten Mal unmittelbar vor sich liegen sieht, so macht er einen mächtigen Eindruck. Wir fünf mussten alle Kraft aufwenden, um ihn auf den Rücken zu wälzen.Wir übernachteten an Ort und Stelle, entfachten ein grosses Lagerfeuer und ich briet ein Stück Büffelfleisch auf dem Feuer. Auch Brovie probierte ein Stück, auch wenn es ihm nicht sonderlich schmeckte. Wohl auch nur um der Romantik willen. Denn so im offenen Grasland am Feuer neben unserem erlegten Büffel zu nächtigen, ohne Decken und Proviant, angewiesen auf halbgeröstetes Büffelfleisch, um unseren Hunger zu stillen, liess ihn sicher nicht unberührt.
Bilder konnte ich auch zwei machen:

Posieren mit unserem ersten Büffel

Brovie, der Büffel, unser Gewehrläufer Kongoni und die Boys

Dienstag, 20. März 2012

Ein Freudentag – Löwen!



Gestern Morgen stiessen unsere Späher auf vier Löwen. Die Nachricht versetzte das ganze Lager in Aufregung. Wir machten uns sofort auf den Weg und fanden nach einiger Suche die 2 Späher, die zurückgelassen worden waren, um die Stelle zu markieren. Doch scheinbar war es schon zu spät. Kein Löwe war mehr zu sehen im hohen Schilfrohr, das sich meilenweit erstreckte. Doch plötzlich schnellte beinahe vor unseren Füssen etwas Gelbes in die Höhe. Einen Augenblick lang waren knurrende, fauchende Löwen ringsum. Ich zählte sieben im Ganzen, die nun nach allen Richtungen flüchtig wurden. Einer, ein halbausgewachsenes Junges, schrak zurück und sprang dann, nur wenige Schritte an mir vorbei, den andern nach. Brovie traf geistesgegenwärtig einen Löwen tödlich und verwundete einen zweiten, der kurz darauf verendete. Es war ein Riese! Wir mussten beiden an Ort und Stelle abstreifen, während es langsam dunkler wurde. 15 Träger brauchte es, um die beiden Löwen zurück zu schaffen. Als wir  uns dem Lager näherten, wurden uns lodernde Fackeln entgegen geschwenkt, und mit Jubelgeschrei liefen uns die Zurückgebliebenen entgegen. Bevor wir wussten, wie uns geschah, ergriffen sie uns, hoben uns auf ihre Schultern und trugen uns im Triumph ins Lager. Der Gesang wurde lauter und lauter, die ganze wilde Prozession bewegte sich in einer Art hüpfendem Tanz vorwärts. Sie erreichte ihren Höhepunkt, als wir das Lagerfeuer erreichten. Es war ein wildes Schauspiel, diese halbnackten, mit Asche weissbemalten, mit Grasbüscheln geschmückten Wilden in ihrem Tanz um das Feuer, das sie seltsam beleuchtete. Wir fanden nie heraus, wer der Urheber dieser Demonstration gewesen, sie endete mit einem Bakschisch für jedermann, womit wir vermutlich einen kurzsichtigen Präzedenzfall schufen, aber ausser unserer Freude über den ersten Löwen zählte heute nichts mehr. Es war in der Tat ein wunderbarer Glücksfall gewesen, und erwünscht kam er uns auch, denn es bedurfte schon der Erlegung eines schwarzmähnigen Löwen, um die Erinnerung an den schlechten Anfang zu verwischen.

Samstag, 17. März 2012

Jagdglück

Die ersten Tage auf Jagd waren aufregend. Gestern Morgen, wir hatten gerade einige Perlhühner aufgescheucht, kniete Brovie nieder und anlegte an. So sehr ich auch spähte, ich konnte nichts entdecken. Da tauchten auf seinen Schuss ein halbes Dutzend Tiere mit rostrotem Rücken aus einem Grasfleck auf, gerade dort, wo ich sie vergeblich gesucht hatte, und flohen davon. Es waren Impala-Antilopen gewesen, eine davon mit kapitalem Gehörn, wie Brovie sagte. Er jagte hinter ihnen her, feuerte noch zweimal und kam nach Ablauf einer Stunde zurück, nachdem er das Rudel im Dickicht verloren hatte. Das war ein peinlicher Umstand, denn seit Anbeginn fühlten wir uns von unserer Gefolgschaft mit skeptischen Blicken beobachtet, und bisher hatte noch nichts zu unseren Gunsten gesprochen. Über einer so beschämenden Situation durften wir die Sonne nicht untergehen lassen, und nachdem wir einen Lagerplatz gefunden hatten, machten wir uns mit einem kleinen Stossgebet um ein besseres Jagdglück auf die Pirsch. Ausser einer alten Büffelfährte sahen wir jedoch keine Spur eines lebenden Wesens, und die anbrechende Nacht liess uns schon umkehren, als Kongoni unmittelbar vor uns einige Impalas entdeckte. Brovie nahm sich diesmal Zeit, zielte mit grösster Sorgfalt und war überzeugt, den Bock getroffen zu haben, aber unser fruchtloses Nachsuchen und das Fehlen jeglicher Spur von Schweiss am Anschuss liessen uns wieder daran zweifeln, als wir im hohen Gras unversehens auf den verendeten Impala stiessen. Das war ein grosser Augenblick. Die Boys fielen über ihn her, zerhackten und zerschnitten ihn, indem sie sich bis zu den Ellbogen mit Blut besudelten, bis nichts als ein dunkler Fleck am Boden übrig war und jeder Schwarze seine Last an Wildbret hatte. Bis daher hatte ich mir nie diesen Teil des Jagens vorgestellt, und als das verendete Tier mit seinen sanften Augen vor uns lag, hätte ich alles dafür gegeben, dass die Kugel auch diesmal ihr Ziel verfehlt hätte. Das Gehörn war leider nur mittelmässig, und wir fanden nachher, dass unser Jagdpass uns nur noch drei Impalas erlaubte. Und doch war es der Mühe wert gewesen, denn der Erfolg brachte das Lager in die hoffnungsfreudigste Stimmung und ich bekam mein erstes Jagdfoto!

Wir sassen an unserm ersten Lagerfeuer, und während wir zusahen, wie die hellen Flammen die Finsternis fernhielten und unser Zelt und die schützenden Bäume in ihren traulichen Kreis einschlössen, fühlten wir uns durchdrungen von der wahren Zufriedenheit des Jägers seit Urbeginn. Dies würde ein herrliches Leben werden, und ich begann mich mehr und mehr meiner Tränen über den erlegten Impala zu schämen, besonders, da ich gerade in seine frischgeröstete Leber mit der gleichen Lust einhieb wie irgendeiner im Lager.

Donnerstag, 15. März 2012

Schritt für Schritt für Schritt

Von Thaika nach Fort Hall war es noch ein weiterer Tag auf gebahnten Strassen. Weiter ihre Hitze und ihren Staub einatmen, mit halbgeschlossenen Augen und mit keinem andern Gedanken ausser dem, wie viele lange Meilen wir noch abmarschieren müssen. Jetzt in Fort Hall geht es endlich herunter von der Strasse. Wir marschieren weiter auf einem schmalen Pfad durch hohes Gras, über kleine Hügel und quer durch Bachbette mitten hinein in das Dickicht um den oberen Tana. Hier erwarten uns keine Dörfer mehr, keine gebahnten Wege, nur Wildnis, wilde Stämme und wilde Tiere. Wir werden auf Lichtungen unsere Zelte aufschlagen und Flüsse durchqueren. Bisher sieht das Ganze aber noch eher nach einem Campingurlaub aus:

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Sonntag, 11. März 2012

Auf Schienen

Nach der Ankunft in Mombasa, ging es direkt weiter auf den Zug nach Nairobi, wo wir Träger anheuern und unsere Ausrüstung vervollständigen wollen. Wir hoffen auf einen schnellen Aufbruch, denn wir haben bereits von einem Jagdgebiet am obern Tana gehört, dass sich vielleicht lohnen könnte. Doch in der Nacht finde ich keinen Schlaf: Der Mond scheint abwechselnd bald in das eine Fenster, bald in das andere, während der Zug sich durch das ersehnte afrikanische Grasland windet. Wir glauben in unserer Ungeduld, den Tagesanbruch nicht mehr erwarten zu können.
J.H.Patterson inspiziert die Brücke über den Tsavo River
Zur Einstimmung auf unsere Abenteuer lese ich das Buch The Man-Eaters of Tsavo von Lieutenant-Colonel John Henry Patterson (einem Schotten!) über die Fertigstellung dieser Bahnlinie, die erst vor 20 Jahren, 1903, ihren Betrieb aufnahm. Die Gegend um den Tsavo River wurde während der Bauzeit immer wieder von zwei Löwen, den sogenannten Man-Eaters heimgesucht. Die Man-Eaters griffen immer wieder Arbeiter an, bis es Patterson schliesslich gelang, die beiden zu erlegen und die Bahnlinie fertigzustellen.Wie er die dann die Brücke fertigbaute, beschreibt er eindrücklich hier...
Unter Vorstellungen unserer eigenen Löwenjagden und dem Donner der Tsavobrücke in den Ohren verfalle ich in festen Schlaf. - Das Rumpeln der Räder weckt mich am nächsten Morgen. Die Regenzeit ist gerade vorüber. Alles ist grün wie ein Park, die Atmosphäre so leuchtend klar, dass, fast hundert Meilen entfernt, der schneebedeckte Gipfel des Kilimandjaro wie eine weisse Wolke am Himmel hängt. Aus Hügeln und Busch gelangen wir allmählich in offeneres Gelände, die Athi-Hochebene, eine ungeheure Grasfläche, die im Winde wogt wie ein Meer. Solange es aufwärts ging, hatten wir uns fast die Augen aus dem Kopf geschaut, um Wild zu entdecken und sahen auch richtig einige Giraffen und dann und wann ein Hartebeest (Kuhantilope) — hier aber grasen ganze Herden von Hartebeests, Gnus, Gazellen und Zebras buchstäblich neben dem Geleise und heben kaum die Köpfe, als der Zug vorüberdonnert.


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Freitag, 10. Februar 2012

Port Said - Gedanken auf See

Die Wochen auf See und die Tage voller Hektik in Port Sudan haben mich nachdenklich gemacht: Wir reisen hier durch eine völlig neue, völlig fremde Welt. Wir sind zwar erst einige Wochen unterwegs, doch bereits so weit weg von Europa und seiner Zivilisation. Ich liebe zwar das Neue, das Aufregende und freue mich unbändig auf dieses Abenteuer, doch umfasst mich immer wieder ein Gefühl von Bedrücktheit, das mich manchmal stundenlang nicht wieder loslässt. Ich möchte Brovie nicht davon erzählen, er wird es nicht verstehen, oder schlimmer noch, mich auslachen. Er hat gut lachen; er kennt die Wildnis und Afrika, er kann mit dem Gewehr umgehen und mit den Menschen. Ich dagegen werde das Gefühl nicht los, dass wir ins Unglück fahren. Wir wissen nicht, was uns erwartet! In Ägypten konnten wir gerade einen kurzen Blick auf eine Nation werfen, die zu einem neuen nationalen Selbstbewusstsein findet. Wie sieht es in Kenia aus? Und wie in Uganda? Alle Nachrichten, die uns erreichen sind Wochen- wenn nicht sogar Monate alt! Im letzten Jahr gab es in Nairobi Aufstände, die glücklicherweise von den Briten eingedämmt werden konnten. Die britische Botschaft hat uns vor unserer Abreise auch noch einmal versichert, dass die Situation sich wieder beruhigt hat. Hoffen wir, dass die Schwarzen sich weiterhin friedlich verhalten und einfach dankbar sind für alles, was die Briten Ihnen geben und für sie leisten.
Wenn dann die dunklen Wolken in meinem Kopf weiterziehen, geniesse ich das überwältigende Panorama; das Flimmern der Sonne auf dem Golf von Aden, den sanften, warmen Wind in meinen Haaren. Meine freie Zeit nutze ich dazu, alles zu lernen, was es über die Tierwelt Ostafrikas zu wissen gibt. Sobald wir in Kenia ankommen, werde ich verantwortlich sein für die Katalogisierung aller Felle und Trophäen. Sie sollen ordnungsgemäss verpackt und beschriftet an das Naturhistorische Museum Bern verschifft werden können.  Brovie und auch Georg Ruprecht, den Tierpräparator des Museums, möchte ich nicht enttäuschen. Und so brüte ich weiter über Phacochoerus aethiopicus und Gazella granti, über Crocuta Crocuta und Panthera Leo und hoffe, sie schon bald aus der Nähe zu sehen. Ich bin ich der Überzeugung, dass ich mich mit jedem Tier der Wildnis auf freundschaftlichen Fuss stellen kann, wenn man mich nur lässt.


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Dienstag, 31. Januar 2012

Suez Kanal - zwischen den Welten

Der Blick schweift über endlosen Sand und steinige, im Sonnenglast flimmernde Hügel - ein Vorgeschmack auf die Wüste. Noch wissen wir nicht was uns erwartet. Ein grosses Abenteuer, wenn es nach mir geht. Port Said liegt bereits hinter uns, vor uns bald das Rote Meer, der Golf von Aden und dann der Indische Ozean! Einen Monat und einen halben wird unser tapferes Schiff, die „Modasa“ noch weiterstampfen müssen, bis wir endlich an unserem Zielhafen angelangt sind, Kilindini-Harbour, dem Hafen von Mombasa, Kenia. Wir haben alles geplant: erst zieht es uns nach Nairobi, um Träger anzuheuern und Gewehrläufer für unsere Expedition. Dann soll es schnell weitergehen zum vorzüglichen Jagdgebiet Uaso Nyiro. Wir haben sieben Jahre auf diese Expedition gespart. Mit allem Ersparten können wir wohl zwei Jahre unterwegs sein. Und diese Zeit werden wir auch brauchen. Denn das Naturhistorische Museum Bern erwartet viel von uns. Der neue Kurator hat sich bereit erklärt, die Kosten für Transport und Verpackung aller Tiere zu übernehmen. Dafür schenken wir dem Museum alle erbeuteten Tiere. Wir wollen Büffel jagen und Leoparden, Zebras, Impalas und Antilopen und vor allem Löwen, denn Löwen sind Brovies Leidenschaft. Brovie ist mein Vater, Bernhard Perceval von Wattenwyl. Er hat bereits zwei Jahre in Zentralafrika verbracht und das Land, seine Jagdweisen und Reisemöglichkeiten gründlich kennengelernt. Er ist mein Brovie, ich sein Murray. Abends, wenn er sich seine Zigarette anzündet kommt jeweils sein Übliches: „Gib Feuer, Murray, mein Sohn“, worauf ich antworte „Jawohl, hoher Herr“ und wir lachen und sind glücklich.
So lange habe ich auf den Beginn dieser Reise gewartet; ich kann es kaum glauben, dass wir endlich auf dem Weg sind. Dank dem Stadttheater Bern könnt Ihr mich begleiten durch Raum und Zeit. Folgt mir auf diesem Blog und via Twitter, erlebt mit mir meine Abenteuer live und hautnah. Wann immer ich schreiben kann, werde ich schreiben und erzählen und fotografieren. Ja, auch meine alte Kamera ist dabei und ab und zu, wenn es die Bandbreite erlaubt schicke ich Euch ein Foto.
Auf bald!


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